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Welche Auswirkungen hat und hatte die Pandemie auf die deutsche Demografie und Beschäftigung?

Im jüngst veröffentlichen Zukunftsatlas werden alle 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland nach 29 makro- und sozioökonomischen Indikatoren bewertet. Zusätzlich konnten Zukunftsbranchen definiert werden, denen ein besonders dynamisches Entwicklungspotenzial zu geschrieben wird.

Den Metropolräumen -eine Großstadt mit starker Ausstrahlung ins Umland- werden die besten Zukunftschancen bescheinigt. Hamburg, Berlin, die Rhein-Schiene, sowie Frankfurt am Main, Stuttgart, Nürnberg-Erlangen und München bleiben damit weiterhin sehr gut aufgestellt.

Fachkräfte werden händeringend gesucht

Ein entscheidendes Kriterium für diesen Rückschluss ist das zwischen 2015 und 2020 gestiegene Bruttoinlandsprodukt (BIP). Gruppensieger sind hier Berlin und München deren BIP deutlich stärker gestiegen ist als der Bundesschnitt. Auf der anderen Seite schlägt der Fachkräftemangel besonders zu. Durch die Erhöhung der Wirtschaftsleistung steigt der „Durst“ nach Fachkräften. Der Bedarf ist in den Sektoren Informatik, Produkt Design und Automatisierungstechnik besonders hoch. Die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften zieht gerade junge Menschen an. Während das Bevölkerungswachstum coronabedingt schwächer ausfiel, teilweise sogar rückläufig war nimmt der Anteil junger Erwachsender zwischen 18 und 29 Jahren auf hohem Niveau weiter zu.

Bevölkerung in Ostdeutschland schrumpft

Besonders in Ostdeutschland hat sich das Bevölkerungswachstum während der Pandemie nicht nur verlangsamt, sondern mancherorts zu einem Rückgang geführt. In zwei von drei Kreisen und kreisfreien Städten im Osten ist die Bevölkerung um mehr als 2% geschrumpft. Durchschnittlich schrumpfte die Bevölkerung im Osten um 0,3%. In Westdeutschland wuchs sie hingegen um 0,4%. Wachstumsmagnete im Osten waren die Region Berlin-Brandenburg, sowie die Städte Leipzig und Rostock.

Immer weniger junge Erwachsene in ostdeutschen Städten

Diese Entwicklung führt zu einem besonderen Zukunftsrisiko, da der Anteil der jungen Erwachsenen in 80% der Kreise und kreisfreien Städte in Ostdeutschland bei unter 10% liegt. Als Vergleich: In Westdeutschland liegt der Wert in keinem einzigen Landkreis unter 10%.

Das verlangsamte Bevölkerungswachstum wird nur durch die starke Zuwanderung ausgeglichen. Mit einem Plus von 0,3% in 2021 blieb die Bevölkerung in Gesamtdeutschland nahezu konstant. Die drei Regionen mit dem stärksten Bevölkerungswachstum sind in Brandenburg zu finden: Dahme-Spreewald mit 4%, Barnim mit 3,3%, gefolgt von Potsdam mit 2,8%.

Pandemie beeinträchtigt auch Beschäftigungsverhältnisse

Die Pandemie hat nicht nur Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum, sondern beeinflusst auch die Beschäftigung direkt. Nach deutschlandweiten Steigerungsraten in den Jahren 2015 und 2018 von 6,8% schrumpfte das Wachstum auf 2,8% zwischen 2018 und 2021. In den TOP-100-Regionen basierend auf dem Beschäftigungswachstum finden sich mit Ausnahme von Berlin und dem Landkreis Oder-Spree ausschließlich westdeutsche Regionen. Der Beschäftigungsrückgang ist erheblich. 42% der ostdeutschen Regionen melden 2021 weniger Beschäftigte als 2018. In Westdeutschland trifft das auf lediglich 11% der Landkreise zu.

Deutschlands Zukunftsbranchen

Für die folgenden Branchen werden bis 2040 bei der Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im direkten Vergleich dynamischere Entwicklungen erwartet. Außerdem wird die Branchen eine zentrale wirtschaftliche Bedeutung zu geschrieben. Diese sind:

  • Kunststoffindustrie
  • Herstellung von Metallerzeugnissen
  • Herstellung von EDV-Geräten
  • Maschinenbau
  • Fahrzeugbau
  • Mainteance
  • Baugewerbe
  • Logistik
  • Audiovisuelle Medien, Kultur und Veranstaltungen
  • IT und Telekommunikationsdienstleistungen
  • Gesundheitswirtschaft
  • Unternehmensnahe Dienstleistungen

Dynamische Entwicklung im Nordwesten und Ruhrgebiet

Mehr als die Hälfte aller Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sind bereits in diesen Zukunftsbranchen tätig. Die Entwicklung dieser Regionen in den vergangenen Jahren war bereits dynamisch. So entstanden zwischen 2018 und 2021 rund 650.000 neue Arbeitsplätze. Das ist ein Zuwachs von 4,3%. Bezogen auf die TOP-Wachstumsraten sind besonders der Nordwesten (Emsland und Münsterland), aber auch Städte des Ruhrgebiets (Dortmund, Bochum und Essen) zu nennen.

Berlin ist für ITler, was Essen und Süddeutschland für Maschinenbauer ist

Insgesamt sind 9% der Beschäftigten im Sektor „IT und Telekommunikation“ in Berlin tätig, gefolgt von München (6,9%) und Hamburg (4,7%). Außerdem entstehen hier weiterhin die meisten Arbeitsplätze in diesem Sektor.

Der Maschinenbau ist nach wie vor das Herzstück der deutschen Wirtschaft. Historisch bedingt ist dieser Sektor stark in Süddeutschland verflochten, die meisten Beschäftigten aus diesem Sektor sind in Essen (2,4%) tätig. Gefolgt von dem in der Metropolregion Stuttgart gelegenem Rems-Murr-Kreis (1,7%) und dem Bodenseekreis (1,8%)

Quellen:

Prognos Zukunftsatlas 2022

Photo by Kvnga on Unsplash

Jan Mehlkopf

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