Hypovereinsbank-Chefin erwartet 2024 sinkende Zinsen
Im September fand wohl eine der spannendsten Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) seit langem statt. Warum? Die Erwartungen der Marktteilnehmer waren teilweise deutlich different. Grundsätzlich wurde tendenziell ehr von einer Erhöhung ausgegangen. Die Stimmen, die eine Zinspause forderten wurden vor dem Treffen zunehmend lauter. Letztlich erhöht die EZB den Leitzins erneut.
Nach der zehnten Erhöhung in Folge beträgt der Leitzins damit aktuell 4,5%. Die weiterhin hohe Inflation war der Hauptgrund für die Entscheidung. Diese wurde zwar Mitte September leicht nach unten korrigiert (auf dann 5,2% statt 5,3%), liegt sie immer noch deutlich über dem Zielwert.
Für den Immobilienmarkt hat dies keine direkten Auswirkungen. Die Erhöhung war bereits vorher eingepreist. Die grundsätzlich hohen Zinsen führen zu einer schwierigeren Marktsituation. Durch die kürzlichen Insolvenzen einiger Projektentwickler verschlechterte sich die Stimmung der deutschen Immobilienfinanzierer erneut. Im 2. Quartal hatte sich dieser zuletzt etwas aufgehellt. 80% der Experten nennen die hohen Zinsen, sowie die restriktivere Kreditvergabe als zentrale Herausforderungen in der aktuellen Lage. Schwierige Finanzierungsmöglichkeiten werden das Angebot an Neubau Immobilien in den kommenden Jahren massiv beeinflussen. Die aktuell schon bestehende Wohnungsnot wird damit noch erheblich verschlimmert.
Unter diesen Rahmenbedingungen mehren sich die Forderungen oder besser gesagt Hoffnungen, dass die Zinsen nun ihrem Gipfel erreicht haben könnten. Ein Sinken des Leitzinses hat -genau wie die Erhöhung- keine direkten Auswirkungen auf die Kreditzinsen. Daher ist auch bei einer eventuellen Senkung des Leitzinses keine 1:1 Veränderung der Bauzinsen zu erwarten.
Außerdem warnt der Rat der EZB davor auf fallende Zinsen zu spekulieren. Nichtsdestotrotz ist die Expertenmeinung aktuell nicht mehr komplett einstimmig und so mehren sich die Stimmen, die -zumindest- mittelfristig sinkende Zinsen erwarten.
Die Darstellung der Zinsentwicklung basiert auf den 10- und 20-jährigen Zins-SWAP-Sätzen. Der SWAP kann als Indikator für die Zinsentwicklung beim Baugeld angesehen werden.
Die Vorstandschefin der Hypovereinsbank (HVB) Marion Höllinger äußerte im Handelsblatt-Interview, dass sie für 2024 mit sinkenden Zinsen und einer Entspannung am Immobilienmarkt rechne. Auch der Finanzierung von Projektentwicklern zeigte sie sich weiterhin offen gegenüber und registriert eine Stabilisierung des Marktes, wenn auch auf historisch niedrigem Niveau. Besonders der stabile Arbeitsmarkt stimmt sie positiv. Gleichzeitig müssen Interessenten ihre Anforderungen teilweise überdenken und korrigieren.
Zinslandschaft in der Baufinanzierung: Ein Update für Kreditnehmer
Die Zins-Indikation wird mit folgenden Parametern ermitteln: Kauf bestehende Immobilie in 12526 Berlin, Kaufpreis EUR 500.000 und Darlehenssumme EUR 450.000 inkl. 2% Tilgung und 5% Sondertilgung.Die gezeigten Zinsen können bei einer individuellen Anfrage abweichen und dienen dazu den Trend der Zinsentwicklung zu analysiere. Alle Angaben ohne Gewähr. Stichtag der Zinsermittlung: 14.07.2023
Bank / Sparkasse
10-jährige Zinsbindung
20-jährige Zinsbindung
ohne Green- und Girokontorabatt
4,25%
– 0,03 %
4,22%
+ 0,02%
4,26%
+ 0,06%
4,73%
+ 0,08%
ohne Greenrabatt
4,18%
– 0,03%
4,61%
+ 0,01%
4,44%
– 0,11%
4,85%
+ 0,08%
4,44%
+/- 0,00%
4,55%
+ 0,05%
4,07%
+ 0,08%
kein Angebot
Bauzinsen in Seitwärtsbewegung, leicht steigend
Die Seitwärtsbewegung auf dem Zinsmarkt setzt sich weiter fort. Grundsätzlich bewegen sich die Bauzinsen in den vergangenen Monaten kontinuierlich in einem Korridor, wobei in den vergangenen Wochen (innerhalb dieses Korridors) leicht steigend. Nach der Kommunikation der Zinserhöhung war keine nennenswerte Veränderung der Bauzinsen zu erkennen. Das zeigt, dass der Markt sich auf diese Zinserhöhung eingestellt hat und davon ausgegangen ist.
In der vergangenen Ausgabe des HausGeld-Reports wurde die deutschen Pfandbriefbanken zitiert, die das Ende des Zinszykluses für absehbar halten. Nun stößt die Hypovereinsbank in dasselbe Horn.
Die Inflation wird perspektivisch noch über dem Zinsniveau der EZB verbleiben. Dennoch werden die vergangenen Erhöhungen ihre Wirkung weiter entfalten und die Wirtschaftsleistung weiter einbremsen. Durch diverse Maßnahmen der Bundesregierung, die im vergangenen Jahr kurzfristig die Inflation bekämpft haben, besteht die Möglichkeit im September die Inflation nochmals kurzfristig steigen könnte. Konkret sei hier der Tankrabatt zu nennen.
Trotz der weiterhin schwierigen Ausgangslage deuten nach unserer Einschätzung vermehrt Faktoren auf eine mittelfristige Entspannung hin. Gerade in den urbanen Lagen ist der Druck auf den Immobilienmarkt weiter hoch, dieser Umstand wird im Falle von sich stabilisierenden oder sinkenden Zinsen unmittelbar zu steigenden Immobilienpreisen führen.
In den USA scheint derweil der Zinsgipfel erreicht, sodass auch hier ehr mit sinkenden, als weiter steigenden Zinsen zu rechnen ist. Zusätzlich ist die Krisenstimmung erheblich schlimmer als in Deutschland. Die Hypothekenzinsen sind so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Durch die kurzfristiger angelegten Finanzierungsstrukturen sind die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt unmittelbar und erheblich. Einzig der aktuell (noch) starke Arbeitsmarkt führt dazu, dass die derzeitige Situation tragbar bleibt.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/ezb-zinserhoehung-100.html
Grafik: ehyp